Als Reaktion auf den Artikel “Osteopathen kämpfen um Anerkennung”, der im NZZ Magazin erschienen ist, sehe ich mich als Gründer und Direktor der International Academy of Osteopathy (IAO) verpflichtet, einen Beitrag zu leisten, der meiner Überzeugung nach mehr Licht ins Dunkel bringen kann.
Die in dem Artikel beschriebenen Probleme sind mir seit langem sehr vertraut. Die Schweizer Behörden, in diesem Fall das Schweizerische Rote Kreuz, wissen nicht, wie sie mit der Bewertung ausländischer Diplome im Allgemeinen und derjenigen in Osteopathie im Besonderen umgehen sollen. Die objektive Bewertung ausländischer (aber auch schweizerischer!) Lehrpläne ist jedoch nicht so schwierig. Hierfür gibt es internationale Modelle. Was diese Behörden ebenfalls nicht erkennen (wollen), ist, dass es einen großen Unterschied zwischen den Ausbildungskriterien einerseits und den Spielregeln für die Ausübung eines Berufs andererseits gibt.
Akademische vs. politische Kriterien
Es ist durchaus möglich, eine akademisch anspruchsvolle Ausbildung zu organisieren, für die es noch keine praktischen Regeln und Rechtsvorschriften gibt. Und genau das ist das Problem mit dem, was Kollege Daniel Piller so gut beschreibt.
Das Schweizerische Rote Kreuz akzeptiert den Master in Osteopathie nicht, da dieser von einer anerkannten Hochschule in Österreich verliehen wurde, einem Land, in dem die Ausübung der Osteopathie noch nicht geregelt ist. Das Schweizerische Rote Kreuz legt also keine akademischen, sondern politische Kriterien an. Die Tatsache, dass die Ausübung der Osteopathie in Österreich noch nicht geregelt ist, hat nichts mit dem akademischen Niveau des von ihm erworbenen Master of Science in Osteopathie zu tun.
Wenn Österreich morgen die Ausübung der Osteopathie gesetzlich regelt und Daniel Piller “plötzlich” die Osteopathie in Österreich legal ausüben darf, ist sein Master dann “plötzlich” ein “gutes” Diplom? Und erst dann werden die Schweizer Behörden (sprich das Schweizerische Rote Kreuz) sein Diplom “plötzlich” als “ausreichend” betrachten? Vor allem sollten wir nicht vergessen, worum es in dieser viel zu langen Geschichte geht. Es geht ausschließlich um die Kompetenz der Osteopathin/des Osteopathen, an den sich ein in der Schweiz ansässiger Patient wenden möchte. Ist der Patient dort im wörtlichen und übertragenen Sinne in guten Händen?
Die IAO steht für Qualität
Ein/e kompetente/r Osteopathin/Osteopath kann nur an einer Schule ausgebildet werden, die unter ständiger, externer akademischer und organisatorischer Qualitätskontrolle steht.
Die International Academy of Osteopathy (IAO) erfüllt diese Qualitätsanforderungen seit Jahrzehnten.
Im akademischen Bereich arbeitet die IAO seit mehr als 20 Jahren mit renommierten Universitäten zusammen, an denen die Absolventen den Master of Science in Osteopathie erwerben. Dieses Diplom ist in mehr als 40 europäischen Ländern gesetzlich anerkannt. Ich möchte auch betonen, dass die IAO seit mehr als 25 Jahren das Qualitätssiegel ISO 9001 besitzt. Meines Wissens ist die IAO die einzige Osteopathieschule, die dies von sich behaupten kann.
Zunehmende Anerkennung
Unsere Master-Absolventen können die Osteopathie in einer zunehmenden Zahl von Ländern legal ausüben. Denken Sie nur an das Vereinigte Königreich, Frankreich, die nordischen Länder, Australien, Kanada usw. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Absolventen, die den Master of Science in Osteopathie erworben haben, in der Schweiz nicht anerkannt werden. Ich bin daher zuversichtlich, dass die Schweizer Behörden, insbesondere das Schweizerische Rote Kreuz, unsere Master anerkennen wird und damit dem Beispiel einer wachsenden Zahl von Ländern folgen, die dies bereits getan haben.
Zusammenarbeit mit VaOS
In den letzten 10 Jahren hat die IAO alles getan, um der Osteopathie in der Schweiz die Anerkennung zu geben, die sie verdient, damit auch die Einwohner der Schweiz auf gute Osteopathinnen/Osteopathen zurückgreifen können. So arbeiten wir seit geraumer Zeit gut mit der Vereinigung akademischer OsteopathInnen Schweiz – VaOS – zusammen.
Dieser Berufsverband bemüht sich nach Kräften, dem Schweizerischen Roten Kreuz zu zeigen, dass es nicht darauf ankommt, wo man eine Osteopathieausbildung absolviert hat, sondern wie die akademische Ausbildung aufgebaut ist.
Unsere Masterabsolventen gehören zu den am besten ausgebildeten Osteopathinnen/Osteopathen der Welt. Eine große Anzahl unserer Absolventinnen und Absolventen sind heute geschätzte Dozentinnen und Dozenten an unseren und anderen Osteopathieschulen, sowohl in der Schweiz als auch im Ausland.
Die Anerkennung der Osteopathie ist der Anfang
Die IAO und VaOS arbeiten weiter zusammen, um diese dringende Anerkennung zu erreichen. Ein weiteres Hinauszögern macht keinen Sinn und bietet den Patienten keine Gewissheit. Schließlich müssen die Interessen der Schweizer Bevölkerung an erster Stelle stehen.
Von dem Moment an, in dem diese wichtige rechtliche Anerkennung erfolgt, ist die Arbeit noch nicht beendet. Ich plädiere daher für eine Zusammenarbeit zwischen allen Osteopathieschulen sowohl im akademischen Bereich als auch in der Forschung. Lassen Sie uns im Interesse des Patienten zusammenarbeiten!
Grégoire Lason, MSc.Ost.
Direktor der International Academy of Osteopathy
International Affiliated Member of the American Academy of Osteopathy
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